Die Belichtungsmessung führt in der Fotografie gerne zu Glaubenskriegen. Darum mal etwas Hintergrundinfos.
Der Belichtungsmesser einer Kamera misst das Licht, das vom Motiv reflektiert wird. Unabhängig vom Motiv wird er dieses Licht nehmen und eine Belichtung vorschlagen, die zu einem neutralgrauen Bild führt.
Neutralgrau? Das ist die Helligkeitsstufe, die man bekommt, wenn man alle Lichtwerte (also alle Hell/ Dunkelabstufungen) eines solchen Bildes in einen Topf wirft und umrührt.
So macht das jeder Belichtungsmesser – immer brav auf etwa 18% Neutralgrau belichten – egal, was da vor der Linse kreucht und fleucht.
Das heißt konkret: würde man eine scharze Fläche fotografieren, würde es eine graue Fläche, wenn man den Vorschlägen des Belichtungsmessers folgt. Eine weiße Fläche würde ebenfalls grau.
Und in den Mischformen bedeutet dies, das z.B. ein helles Gesicht vor schwarzer Wand zu hell belichtet wird – der Belichtungsmesser schlägt ja wieder Neutralgrau vor.
Hat man dieses Prinzip verinnerlicht, wird deutlich, dass der Modus der Belichtung eigentlich egal ist.
Wichtiger ist, welche Einstellungen ich konkret benötige, um mein Hauptmotiv korrekt zu belichten.
Habe ich also ein relativ kleines helles Motiv vor einem sehr dunklen Hintergrund, muss ich weniger belichten, als der Belichtungsmesser vorschlägt. Bei einem dunklen Motiv vor viel hellem Hintergrund muss ich entsprechend länger belichten.
Ob man dann in M (Nachführbelichtungsmesser), A (Zeitautomatik mit Blendenvorwahl), S (Blendenautomatik mit Zeitvorwahl) oder P (Programmautomatik) unterwegs ist – das ist dann persönliche Geschmackssache.
Denn ob mir der M-Modus Blende 8 und 1/160stel bei ISO 100 vorschlägt oder ich im A-Modus Blende 8 vorwähle (und mir die Kamera die 1/160stel einstellt) – das ist vollkommen egal.
Ich muss in jedem Modus entscheiden, ob die vorgeschlagene Belichtung so nutzbar ist oder ob ich korrigieren muss.
Ohne Eingriffe, bei gleichbleibenden Licht und Motiv, werden die Bilder – unabhängig vom verwendeten Modus – immer exakt gleich aussehen, wenn ich den Vorschlägen des Belichtungsmessers folge.
Gut geschrieben. Ergänzung: Bei den meisten Kameras erfolgt die Belichtungsmessung, anders als die punktgenau platzierbare Autofokusmessung genau im der Mitte. Setze ich also z.B. bei einer Bühnenaufnahme den Fokus auf ein Gesicht im linken Drittel des Bildes, misst der Spot Belichtungsmesser btrotzdem in der Bildmitte. Pech nun, wenn das gerade die schwarze Rückwand der Bühne ist, während das Gesicht von einem Spot beleuchtet wird. Aus analogen Zeiten habe ich mir daher in solchen kontrastreichen Situationen folgendes angewöhnt: Ich messe das Licht mit dem längsten verfügbaren Tele genau aufs das Gesicht gerichtet, speicher die Werte und belichte anschließend fest mit diesen Werten im manuellen Modus (M)
Danke – auch besonders für den Hinweis bezüglich der Spotmessung!
Ich kann das alles nur bestätigen. Vor einigen Jahren, ohne meine heutige Erfahrung, hatte ich einmal auf einen Wunsch hin bei einer Bühnenveranstaltung mit dunklen Stoff im Hintergrund fotografiert. Das Ergebnis war katastrophal und brachte mich zur Verzweiflung. Auch der Systemblitz half nicht. Mit meinem Wissen von heute muss ich jedesmal laut lachen, wenn ich daran denke. Ich glaube, viele Anfänger tappen auch heute noch in diese Belichtungsfalle und vertrauen blind der Belichtungsautomatik der Kameras.